edmond melik
5/5
Es handelt sich um eine beinahe weihnachtliche Erzählung. Unsere Familie bestand aus mir, meiner Frau und unseren drei Kindern. Wir hatte die Idee, ein Haus zu kaufen. Wir fanden schnell das passende Objekt, aber die Freude war nur von kurzer Dauer. In dieser Zeit begannen unerwartete und äußerst negative Ereignisse in unserem Leben, sich zu häufen. Innerhalb von zwei bis drei Tagen befanden wir uns in einer Art Vakuum. Kein Bankier wollte mit uns zusammenarbeiten. In diesem Moment erreichte uns eine Werbung für eine Beratungsgesellschaft. Ich weiß nicht, warum, aber wir nahmen sofort Kontakt auf, ohne auch nur einen Funken Hoffnung zu haben.
Unsere Beraterin war eine sehr junge, zierliche Frau, deren Erscheinung so gar nicht zu den "Haien" der Geschäftswelt passte. Zu unserer großen Überraschung stellte sich heraus, dass sie äußerst kompetent war, schnell Entscheidungen traf und kalkuliert bei der Wahl von Strategien vorging. Eineinhalb Stunden später verließen wir ihr Büro mit einer Liste von 11 Punkten, die wir innerhalb von zwei Tagen auf ihrem Tisch ablegen sollten.
Die Zeit drängte. Der Verkäufer hatte die Bedingung gestellt, dass er noch drei Tage warten würde. Und um 12 Uhr am dritten Tag würde das Haus an einen anderen Käufer gehen, falls wir bis dahin keine Bestätigung von der Bank vorlegen konnten. Zwei Tage später, mit einem vollen Ordner an erfüllten Anforderungen, trafen wir uns wieder mit Frau Witzl. Sie hatte gute Nachrichten: Es war ihr gelungen, vorläufige Vereinbarungen mit drei Banken zu treffen. Es blieb nur noch, die günstigste auszuwählen. Das nächste Treffen war für den folgenden Tag angesetzt.
Unser Treffen an diesem entscheidenden dritten Tag begann um 10 Uhr und wurde durch eine schreckliche Nachricht überschattet: Zwei der drei Banken hatten ihre vorläufige Zustimmung wegen Krankheit von Mitarbeitern zurückgezogen. Es blieb nur noch eine, doch auch dort war die Situation alles andere als einfach. Stille legte sich über den Raum. Nach einer halben Minute des Schweigens brachte Frau Witzl mit einer gequälten Stimme hervor: „Ich kann nichts mehr tun.“ Eigentlich hätten wir jetzt aufstehen und den Raum verlassen sollen, doch wir konnten uns nicht dazu überwinden. Wir konnten einfach nicht den Punkt hinter all dem setzen, worüber wir uns in den letzten zwei Tagen so sehr gefreut hatten.
Als erste stand Frau Witzl auf. Schnell und entschieden ging sie zur Tür und rief uns zu: „Warten Sie!“ Wir wussten nicht, mit wem sie sprach, wie lange sie noch verhandelte oder über wen sie in diesem Moment agierte. Die Zeit verstrich, und der Zeiger der Uhr zeigte halb zwölf. Es war offensichtlich, dass sich nichts mehr ändern würde. Doch plötzlich kehrte Frau Witzl zurück in unser Büro, rief irgendwo an und teilte mit, dass wir in diesem Raum seien und auf die Bestätigung der Finanzierung warteten. „Nein, es geht jetzt noch, bis zum Mittag sind noch ganze 30 Minuten, wir können alles noch rechtzeitig erledigen.“
Fünfzehn Minuten vor Ablauf der Frist, um viertel vor zwölf, erhielten wir von Frau Witzl die schriftliche Bestätigung der Hypothek mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch zum Hauskauf!“
Jahre sind vergangen, die Probleme von damals sind geheilt und verschwunden. Und wissen Sie, was ich denke... nein, ich bin mir sicher: Wäre uns damals nicht dieser zarte, zerbrechliche Engel begegnet, der uns unterstützte und verhinderte, dass wir fielen, würde unser heutiges Leben wohl sehr trist aussehen. Es ist gerade ihr zu verdanken, dass unsere Kinder mit einem Dach über dem Kopf aufwachsen konnten und die Möglichkeit hatten, sich in Ruhe und ohne Eile fest im Leben zu verankern. Einer unserer Söhne bringt den Menschen heute Gesundheit, der andere erfreut mit seinen Gemälden, der jüngste, der unruhigste, besucht das Gymnasium und schmiedet große Pläne für seine Zukunft.
Frau Präsang wurde zu Frau Witzl und gründete ihr eigenes Beratungszentrum. Sie bleibt ein guter Engel mit einem reinen und warmen Herzen. Und manche Menschen glauben immer noch nicht, dass Engel existieren…